Cultural Fit, Team Fit, Perfect Fit… Das ist es, was jeder Personalverantwortliche für sein Unternehmen sucht. Die Bezeichnungen implizieren bereits, dass der Fokus auf dem Team und der Unternehmenskultur liegt. Rücken die fachlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten in den Hintergrund? Was ist mit einem Skill-Set Fit? Wie setzte sich ein Perfect Fit zusammen? In diesem Blog Post erkläre ich, warum Cultural Fit besonders für kleine und mittelständische Unternehmen von Bedeutung ist und gebe Ihnen praktische Tipps aus Bewerbungsgesprächen, wie Sie die Persönlichkeit Ihres Gegenübers hervorlocken.
Die Vorherrschaft der Unicorns
Dass den technischen Skills weniger Bedeutung zugemessen wird, soweit würde ich nicht gehen. Das fachliche Skill-Set ist immer noch die Eintrittskarte in den Recruiting Prozess und die Abschlüsse an Elite Unis bleiben ebenfalls ein Türöffner. Aber heutzutage haben auch Bewerber von Otto-Normal-Unis und praxisorientierten Fachhochschulen eine große Chance, gesehen zu werden.
Wichtig ist: Das Gesamtpaket muss stimmen.
Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen sollte dieser Grundsatz an der Tagesordnung stehen. In Zeiten der Vorherrschaft der Unicorns aus dem Silikon Valley, in denen die frisch graduierten und hoch motivierten Arbeitskräfte der Generation Y und Z massenweise auf den Arbeitsmarkt strömen und Work-Life-Balance groß geschrieben wird, ist diese Entwicklung meines Erachtens keine Überraschung.
Was die heutige „Jugend“ unter Karriere versteht, ist längst nicht mehr kongruent mit dem, was unsere Eltern kannten. Arbeit ist wichtiger denn je – denn sie nimmt inzwischen einen Teil der Selbstverwirklichung ein. Früher wurden Arbeit und Privates getrennt und heute vermischen sich die Bereiche mehr und mehr. Momentan befinden wir uns in der Ära der Work-Life-Balance und bewegen uns mit wehenden Fahnen in Richtung Work-Life-Blending.
Fehlbesetzung
Je kleiner das Unternehmen, desto größer die internen Berührungspunkte und umso wichtiger das Miteinander. Es ist, gerade für jüngere Arbeitnehmer, wichtig sich bei der Arbeit wohl zu fühlen. Macht verliert an Reiz, dafür rücken Flexibilität und Teamgeist in den Vordergrund. Alle sind vernetzt, tauschen sich aus und eine selbst kreierte Unternehmenskultur bestimmt oftmals die Richtlinien im täglichen professionellen Miteinander.
Wer nicht zur Kultur passt – wird es schwerer haben, eingestellt zu werden. Egal, wie breit gefächert das Fachwissen ist oder wie weit die Erfahrung reicht. Ein Mitarbeiter sollte ins Team passen – oder zumindest passen wollen.
Es gibt zwei verschiedene Szenarien, die ich mir bei einer Fehlbesetzung vorstellen kann:
- Der neue Mitarbeiter findet keinen Anschluss oder gerät in Konflikte, was seine Arbeit beeinträchtigt. Er/Sie wird nicht glücklich, sowohl mit der eigenen Arbeitsleistung als auch mit dem Arbeitsplatz an sich. Das Resultat ist seine/ihre Kündigung.
- Das Team kommt mit dem neuen Mitarbeiter nicht aus. Es könnte passieren, dass die bereits vorhandenen Team-Mitglieder unglücklich werden, da gewisse fremde (eventuell störende) Eigenschaften geduldet werden müssen. Dies kann zu Kündigungen aus dem Team führen.
Es kommt natürlich auch immer auf die Art des Unternehmens an und welche Kultur gelebt wird. In weltweit agierenden Konzernen wird ein anderer Schlag Mitarbeiter gesucht und gebraucht als in kleinen, höchst flexiblen Startups. Als kreativer Querdenker wird man es schwer haben, in einem von Prozessen und Regeln getriebenen Konzern glücklich zu werden. Umgekehrt wäre ein chaotisches Startup ohne feste Projektpläne für den ordnungsfanatischen und auf Sicherheit bedachten Analytiker ein Grund, sich die Haare zu raufen.
Der Perfect Match …und warum zuhören so wichtig ist
Der Perfect Match ergibt sich aus dem Übereinstimmen von Wissen und Persönlichkeit.
Das Wissen generieren wir über die Schule/Ausbildung/FH/Uni und natürlich über die bisherigen Positionen, die wir innehatten. Das Schöne am Wissen ist, dass wir es beliebig und konstant erweitern können. Somit ist eine gute Basis nötig, aber falls die Fachkenntnisse nicht zu 100% mit den Anforderungen der Stelle übereinstimmen, ist das kein Beinbruch. Denn mit der nötigen Motivation und Wissbegierigkeit kann man sich passgenau auf die Unternehmensbedürfnisse hin entwickeln.
Der Teil der Rechnung, der etwas schwerer zu erlernen ist, ist die Persönlichkeit. Natürlich kann sich der Eine oder Andere anpassen, Manchen wiederum fällt es unglaublich schwer, sich aus ihrer Comfort-Zone heraus zu wagen. Wieder andere drängen vielleicht darauf, endlich an einer neuen, ersehnten, Kultur teilhaben zu können – was unter Umständen ein großes Wechselmotiv sein kann. Somit wären wir wieder beim Gesamtpaket. Zuhören ist wichtig und die Geschichte hinter dem geschriebenen Wort im CV sollte maßgeblich zur Entscheidung – ob Fit oder Nicht-Fit – beitragen.
Robinson Crusoe vs. Fußballspieler
Bei Ihnen steht das effiziente Abarbeiten von Projekten im Vordergrund und Ihnen ist eigentlich egal, von wo aus die Mitarbeiter das erledigen, weil diese nur einen Laptop benötigen?
Sie können einen reisebegeisterten Robinson Crusoe auf dieser Position sehr glücklich machen.
Teamwork und Gruppenarbeiten sind der Kern Ihrer Aufträge und Sie lieben es, die Energie hoch-motivierter Mitarbeiter im Büro zu spüren?
Dann könnten die Freizeit-Fußballspieler oder After-Work-Party-Gänger genau den richtigen Schwung in ihre vier Büro-Wände bringen.
Aus dem Nähkästchen
Zum Schluss plaudere ich noch etwas aus dem Nähkästchen und teile ein paar meiner typischen Interviewfragen mit Ihnen.
Nachdem der fachliche Teil geklärt ist und die Eckpunkte abgesteckt sind, interessiert mich die Person dahinter. Um die für mich interessanten persönlichen Eigenschaften herauszufinden – was nicht immer einfach ist, da sich Bewerber hier gerne bedeckt halten – habe ich ein paar Fragen zusammengestellt, die es mir ermöglichen, einen Blick hinter die Kulissen zu erhaschen.
- Wie sieht ein guter Tag für Dich aus? Was passiert an einem guten Tag?
- Was muss passieren, damit ein Tag ein schlechter Tag ist? Was tust Du, um Dich abzulenken?
- In welcher Situation wird es mit Dir schwierig?
- Welche drei Eigenschaften hättest du gerne zusätzlich zu deinem momentanen Skill-Set?
- Was können wir von Dir lernen?
- Wenn Geld keine Rolle spielen würde – was würdest Du tun und wo würden wir Dich finden?
- Was ist dein USP?
Und wenn das Interview richtig gut läuft:
- Was ist das Verrückteste, das Du je getan hast?
Bitte nicht überrumpeln
Wenn es sich um den richtigen Kandidaten handelt, bringe ich das Interview mit diesen Fragen so richtig in Fahrt. Natürlich gibt es auch Positionen, bei denen ruhigere Persönlichkeiten gesucht werden. Es sollte stets Vorsicht walten. Einen Kandidaten zu überrumpeln, führt zu gar nichts – und das ist die Aufgabe eines guten Recruiters:
Die Firmenkultur leben und im Gespräch erläutern, die Anforderungen an die jeweilige Position und das Team verinnerlichen und individuell auf jeden Kandidaten eingehen.
Manchmal wird eine Entscheidung schwerer fallen, aber es wird Momente geben, in denen diese nach wenigen Minuten feststeht. Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl. Diese Fragen sind kein Garant für einen Perfect Match und wie ich auch bereits erwähnt habe, hat jedes Unternehmen und jede Position seine ganz eigenen Ansprüche. Aber vielleicht können diese Fragen Ihr Repertoir etwas erweitern.