Nicht nur privat, sondern auch beruflich müssen wir stets damit rechnen, dass Veränderungen geschehen oder bewusst vorgenommen werden. In dieser Zusammenfassung geht es vor allem um einen etwas „psychologischeren“ Einblick. Ich konzentriere mich auf die Gefühlswelt eines jeden Einzelnen und was mit uns passiert (passieren kann), wenn eine Veränderung unser Leben beeinflusst.
Veränderungen haben Einfluss. Dieser Einfluss äußert sich bei jeder Person individuell und ist nicht vergleichbar. Es gibt verschiedene Stufen, die man auf seinem Weg hin zur Veränderung durchschreitet. Ich hoffe, dass ein kleiner Überblick hierüber, die Angst vor Veränderungen nimmt oder zumindest schmälert. Mir persönlich gibt es ein bisschen Sicherheit, zu wissen, was mit uns passiert und, dass alles was passiert, auch absolut in Ordnung ist.
Ich beziehe mich hierzu auf das 4-Zimmer-Modell nach Hansueli Eugster.
Die 4 Zimmer der Veränderungen
Zimmer 1
Dieses Zimmer beschreibt den Zustand unmittelbar vor einer Veränderung. Ob der Zustand „gut“ oder „schlecht“ ist, sei dahingestellt. Es geht darum, dass man in seiner Komfortzone ist, weiß was passiert, man kennt beispielsweise die Leute und wird nicht (mehr) täglich überrascht. Dieser Zustand vermittelt eine gewisse Sicherheit. Es gehört zu Veränderungen dazu, sich auch über den Vorher-Zustand bewusst zu werden, sich zu verdeutlichen, von was man sich verabschiedet, was nicht mehr so sein wird.
- Was ist gut, was ist schlecht?
- Warum muss eine Veränderung erfolgen?
- Was ist das Ziel der Veränderung?
Tipp:
Um sich selbst den Weg der Veränderungen etwas zu erleichtern, ist es von Vorteil sich ab und zu aus seiner Komfortzone heraus zu bewegen. Wir neigen dazu, es uns bequem zu machen, dort wo wir sind, sesshaft zu werden. Ein kleiner Ausflug in neue Gefilde hilft, uns raus in die „Lernzone“ zu bewegen. Natürlich ist es erstmal befremdlich und unangenehm sich neuen Herausforderungen zu stellen, beispielsweise neue Aufgaben zu übernehmen, die man noch nie üben konnte, neue Sportarten auszuprobieren, in unbekannte Länder zu reisen und Überraschungen zuzulassen. Dadurch entwickeln wir uns allerdings auf verschiedenen Ebenen weiter und vergrößern gleichzeitig unsere Komfortzone. Diese wächst mit jeder überstandenen Herausforderung.
Zimmer 2
Dieses Zimmer ist das schwierigste Zimmer. Hier regieren die Emotionen. Rationale Einwände haben keinen Stellenwert. Der ganze Körper weigert sich die Veränderung hinzunehmen und wehrt sich dagegen. Das ist völlig natürlich und vor allem völlig in Ordnung. Jeder geht durch dieses Zimmer. Wir unterscheiden uns nur in der Dauer des Aufenthaltes. Die einen schauen nur kurz rein und dann geht’s weiter, die anderen halten sich wochenlang darin auf und haben Probleme den Ausweg zu finden.
Tipp:
Es gibt nur eine Möglichkeit hier zu entkommen: Gebt euch und anderen Raum für die Emotionen. Schafft einen Ort, an dem diese Emotionen freien Lauf haben und einfach mal „raus“ können. Logik und Erklärungen haben in diesem Zimmer keine Wirkung. Oftmals hilf es schon, wenn man einfach mit jemanden reden und, unter anderem auch mal völlig unrealistisch, seine Ängste und Bedenken äußern kann. Sucht euch einen Vertrauten im privaten Umfeld, vertraut euch eurem Vorgesetzten an oder sprecht mit Kollegen, denen ihr vertraut. Die Welt erstrahlt in einem völlig anderen Licht, wenn der Ballast einmal abgelassen wurde.
Zimmer 3
Nachdem die Emotionen verarbeitet sind, geht es auf in das nächste Zimmer. Nun kann man wieder klar denken und endlich bekommen Erklärungen ein Gehör und können nachvollzogen werden. Jetzt ist es an der Zeit, das Ziel der Veränderung in Worte zu fassen, einen Weg zu definieren und sich zu überlegen, wie die Veränderung denn erreicht werden kann. Hier ist Raum, um die Ängste und Bedenken der Betroffenen mit Logik und anderen Argumenten zu durchleuchten und eine neue Bestandsaufnahme der aktuellen Situation aufzunehmen. Es wird klar, dass der alte Zustand nicht mehr zurückkommen wird und man akzeptiert, dass eine Veränderung geschehen wird.
Tipp:
Setzt euch aktiv ein. Es ist einfacher, eine Veränderung zu akzeptieren, wenn man sich den Weg dahin selbst aussuchen kann. Man kann selbst beeinflussen, ob man den steinigen oder einfachen Weg geht und wie viel Spaß man dabei hat. Auch in Unternehmen ist es wichtig, die betroffenen Parteien aktiv einzubinden und nach Vorschlägen, Ideen und Möglichkeiten zu suchen, die proaktiv aus dem Kreis der Betroffenen kommt. Wenn jeder eingebunden ist, wird das Ziel zu einem Gemeinschaftsziel. Dies schafft Verbundenheit und Motivation. Sobald alle an Bord sind und gemeinsam einen Weg definieren, ist die Wahrscheinlichkeit die Veränderung zu erreichen sehr groß.
Zimmer 4
In diesem Zimmer geht man aktiv auf die Veränderung zu. Man nimmt die Pläne aus dem dritten Zimmer in Angriff und setzt diese in die Tat um. Es ist Zeit, etwas zu tun, etwas zu bewegen und man kommt somit selbst in Bewegung. Hier entsteht eine Plattform für einen regen Austausch zwischen allen Beteiligten. Verschiedene Sichtweisen und ein gemeinsames Ziel vor Augen, schaffen Motivation und die Grundlage zur Bildung eines produktiven Teams. Man „packt es an“ und macht den neuen Zustand möglich.
Tipp:
Da hier aktiv die Veränderung angestrebt wird, ist es wichtig, eine Art „trial-and-error“-Kultur zu leben. Wenn ein geplanter Weg nicht zum gewünschten Ziel führt, sollte man sich nicht gleich unterkriegen lassen. Sich selbst Feedback zu geben, oder aus der Gruppe zu holen, ist wichtig, um den besten Weg hin zum Change zu finden. Nehmt euch immer wieder die Zeit für eine Bestandsaufnahme. Probiert euch aus und feiert auch kleine Erfolge. Gerade wenn ganze Teams oder Gruppen betroffen sind, schweißen Erfolge und auch Misserfolge zusammen.
Gebt nicht auf!
Es ist völlig natürlich, manchmal zwischen den Zimmern hin und her zu wandern. Wir sind Menschen, und Gefühle sind ein Teil von uns. Wichtig ist nur, nicht im Zimmer 2 zu verharren und sich nicht von den aufkommenden Emotionen unterkriegen zu lassen. Es gibt für (fast) alles eine Lösung. Öffnet die Augen und sucht euch den Weg durch den Wald, auch wenn ihr diesen manchmal vor lauter Bäumen nicht sehen könnt. Wenn wir auf dem Boden der Tatsachen bleiben, behalten wir auch einen gesunden Sinn für die Realität aufrecht. Dies ist ein wichtiger Bestandteil um die Veränderungen zu akzeptieren und schlussendlich auch anzupacken.