Betriebliches Gesundheitsmanagement – Für die Mitarbeiter zumeist ein Graus, für den Personaler mit jeder Umsetzung eine berufliche Herausforderung. Wie motiviere ich die Mitarbeiter zur Teilnahme? Wie erkläre ich den Kollegen, dass ich nicht vorhabe, sie zu demütigen oder körperlichen Schmerzen auszusetzen? Die Reaktionen sind meist unvorhersehbar und decken das gesamte Spektrum der Emotionen ab. Hier teile ich daher ein paar Ideen mit Ihnen, wie Sie ein trockenes, ungeliebtes Thema etwas auffrischen können.
Als Arbeitgeber trägt man Sorge für seine Mitarbeiter
Es ist ein bisschen wie eine Beziehung. Man möchte schließlich, dass es dem Partner gut geht, dass dieser fröhlich und gesund ist und man lange Zeit glücklich zusammen verbringen kann. Ob man es nun zugeben möchte oder nicht, Jeder fühlt sich wertgeschätzt und geschmeichelt, wenn sich Jemand anderes ernsthaft um das eigene Wohlbefinden sorgt. Daher sollte man sich als Personaler nie abschrecken lassen, Maßnahmen in Richtung Betriebliches Gesundheitsmanagement einzuführen. Ein dickes Fell muss man als HR‘ler ohnehin haben, also kann man sich auch gleich in die Nesseln setzen und über die Sportabneigung der Kollegen diskutieren.
Maßnahmen
Es gibt verschiedene Maßnahmen die man im Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanagements durchführen kann. Hier ist sowohl für kleine als auch große Unternehmen dem Ideenreichtum kein Ende gesetzt. Alles, was die Mitarbeiter aus ihrer täglichen Routine holt und sich mit ihnen als individuelle Personen beschäftigt, ist geeignet. Auch finanziell betrachtet kann man sich gut austoben, wobei nicht jede Maßnahme teuer sein muss.
Ein kleines Brainstorming:
- Wöchentliche Obstkörbe
- 1x jährlich ein Gesundheitstag mit einer Krankenkasse (Hier würde ich vorschlagen, mal unverbindlich auf die Krankenkasse zu zugehen, bei der die meisten Mitarbeiter versichert sind. Diese sind meiner Erfahrung nach sehr offen und kooperativ.)
- Sportveranstaltungen, Firmenläufe, etc.
- Kochkurse
- Präventionsvorträge zu Themen wie Stress, Gesundheit, Ernährung, Rauchentwöhnung, etc. (Hier empfehle ich, auch mal mit dem Betriebsarzt Rücksprache zu halten. Einige Vorträge können von diesem oder dem zuständigen Arbeitssicherheitsbeauftragen abgedeckt werden. Für spezielle Themen gibt es auch Firmen, die sich auf das Betriebliche Gesundheitsmanagement in Firmen spezialisiert haben.)
- Kooperationen mit Fitnessstudios
Mehr als trockene HR Theorie
Nutzen von Betrieblichen Gesundheitsmanagement für Arbeitgeber:
- Steigerung der Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit der Mitarbeiter
- Steigerung von Arbeitszufriedenheit, Identifikation und Engagement
- Erhöhung der Qualität und Produktivität
- Rückgang von Fehlzeiten, Fluktuation und Unfällen
- Steigerung der Arbeitgeberattraktivität (Image)
- Reduktion von Versicherungsbeiträgen
Sorgen der Mitarbeiter
- Ich werde doch nicht fürs Sport machen bezahlt!
- Das geht die nichts an, ob ich mich bewege oder nicht!
- Ich mache mich nicht vor allen lächerlich!
Viele Mitarbeiter bekommen Sorgenfalten, sobald das Thema auf Teambuilding-Maßnahmen oder gar gemeinsamen Sport fällt. Dabei meint es der Arbeitgeber doch nur gut.
Es ist nicht das Ziel, einen Einzelnen vorzuführen. Vielmehr geht es darum, sich gegenseitig besser kennen zu lernen, ein neues gemeinsames Ziel zu erreichen und zusammen als Team mal aus der Komfortzone Büro rauszukommen.
STRESS KOMM HER!
Stress ist wichtig für uns. Er hat schon in der Steinzeit für unser Überleben gesorgt, denn er versetzt uns kurzfristig in die Lage, erhöhte Leistungen zu erbringen. Wir können uns besser konzentrieren, bekommen einen Tunnelblick, die Energiereserven werden aktiviert und wir werden langfristig gesehen darauf getrimmt, flexibler in bestimmen Situationen zu agieren.
Es gibt jedoch zwei Arten von Stress.
„Distress“ ist der schlechte Stress. Hierunter fallen zum Beispiel Todesfälle oder Krankheiten im Familienumfeld. Aber auch weniger „extreme“ Stress-Situationen, die aber dafür über einen länger dauernden Zeitraum auf uns einwirken, machen uns krank.
„Eustress“ ist hingegen der gute Stress. Das sind die Situationen, die uns zwar kurzzeitig unter Druck setzen, dies aber dem höheren Zweck dient, ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen. Dieses Ziel ist letztendlich die Belohnung, für die der Stress in Kauf genommen wird. Die Geburt eines Kindes ist ein beliebtes Beispiel, allerdings nicht sehr alltäglich. Im Zusammenhang mit dem Berufsalltag kann man das Abschließen von wichtigen und großen Projekten nennen.
Durch das Betriebliche Gesundheitsmanagement kann man die Mitarbeiter aus ihren Gewohnheiten holen und somit eine Möglichkeit einleiten, langsam entstehenden „Distress“ vorzubeugen. Sie sollen ihre Komfortzone verlassen, ein neues erreichbares Ziel vor Augen haben und schon nimmt der positive Stress seinen Lauf…
Lauf Kollege! Lauf!
Als ich 2016 zu PAYMILL kam, war meine erste Idee zu diesem Aufgabenbereich, uns für einen Firmenlauf anzumelden. „Laufen, das ist ja nicht so schlimm“, dachte ich. Als ich mit den ersten Umfragen begann, bemerkte ich jedoch schnell, dass die Umsetzung im Vergleich zur Idee ein Spießrutenlauf wird.
Ein bisschen Spaß muss sein und ist in einem kleinen Unternehmen auch noch relativ unkompliziert einzubringen. So habe ich versucht, die Motivations-E-Mails mit lustigen Bildern zu bestücken. Der Arbeitsalltag ist schon ernst genug, so soll diese Veranstaltung auch hier für Abwechslung sorgen und zeigen, dass eine Sportveranstaltung durchaus mit Humor zu sehen ist. Nach unzähligen „Auf gar keinen Fall!“, „Nicht im Traum!“ und „ Ha ha!“ fand ich schließlich doch einige furchtlose Kollegen, die sich mit mir gemeinsam dem sportlichen Event stellten.
Team building – aber für alle!
Nicht jeder ist sportlich, und das ist auch völlig in Ordnung. Für diejenigen, die trotzdem gerne dabei sein wollten, habe ich schlicht und einfach Fan-Tickets bestellt. So konnte ich deutlich mehr Kollegen motivieren, an dem Event teilzunehmen. Die Sport-Muffel mussten sich nicht bewegen und wurden kurzerhand zum Aufpasser für das Gepäck ernannt. Jeder hat eine Aufgabe und ist ein wertvolles Mitglied des Teams.
Ebenfalls steht es für mich außer Frage, dass sich alle an der Slogan-Findung beteiligen. Alle, die mit zum Event gehen, vertreten die Firma und geben unserer Marke ein Gesicht. Jeder soll sich wohl fühlen und mit Stolz das Trikot tragen. Die Fans hinter den Kulissen ebenso wie die Läufer in der Menge.
Es ist ein tolles Gefühl, gemeinsam in der Gruppe, alle mit dem gleichen Shirt und dem selbst ausgedachten Slogan, zum Veranstaltungsort zu laufen.
Was auch außer Frage stand:
Ich bin auf die Idee gekommen – also laufe ich auch mit!
Ein gutes Vorbild zu sein, hat mich (spätestens bei Kilometer 3) an meine Grenzen gebracht, aber ich konnte am eigenen Leib erfahren, was für ein überwältigendes Erlebnis es ist, gemeinsam mit 30.000 Menschen an so einer Veranstaltung teilzunehmen. Es kommt auch nicht darauf an, wer wie schnell war. Es geht darum, ins Ziel zu kommen und nach dem Lauf gemeinsam mit den Kollegen zu feiern. Das verbindet und gibt ein besonderes Gefühl der Zusammengehörigkeit. Unsere Urkunden, Fotos und Finisher-Medaillen hängen deutlich sichtbar im Büro.
Ein Jahr später…
…stand es außer Frage, dass die Läufer vom letzten Jahr wieder an den Start gehen. Neue Läufer waren deutlich leichter zu motivieren und auch die Fans standen schon in den Startlöchern.
Es lohnt sich, dran zu bleiben und sich als HR Verantwortlicher nicht von seinen Ideen abbringen zu lassen. Zu sehen, wie die Mitarbeiter sich schon Wochen vor dem Lauf freiwillig darauf vorbereiten, das Gelächter beim Brainstorm über den Slogan und die stolzen Gesichter, wenn alles vorüber ist – ist die Mühe wert und verdeutlicht mir jedes Mal aufs Neue, warum ich meinen Job liebe.